Urenco will UAA Gronau ausbauen – aber keine Verantwortung oder Plan für Uranmüll

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Urenco möchte in den kommenden Jahren die jetzige Kapazität der Urananreicherungsanlage in Gronau um 20 % steigern – von 3700 t auf 4500 t. Dafür gibt es leider noch eine Genehmigung der früheren rot-grünen NRW-Landesregierung von 2005, die nach Fukushima jedoch niemals ausgenutzt wurde, u. a. weil die von Urenco belieferten japanischen AKW alle vom Netz gingen. Die Kapazität sank sogar in den letzten Jahren in Gronau. Jetzt hofft Urenco auf viele Kund:innen, die von Rosatom zu Urenco wechseln – und auf viele neue AKW in Osteuropa. Ob jedoch z. B. die Ukraine wirklich zwei Dutzend kleinere und größere Reaktoren in den nächsten zehn Jahren bauen wird, ist angesichts des Kriegs und der bedrohlichen Lage rund um das von Russland militärisch besetzte AKW Saporischschja (bislang ein Kunde von Urenco …) mehr als fraglich. Auch Schwedens groß verkündeter Atomfrühling ist schon wieder geplatzt.

Doch dazu kommen noch dubiose weitere Bauvorhaben in Gronau: In einem Brief an NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur fordert das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen Aufklärung zu Urencos Plänen, eine neue Lagerhalle für alte – also radioaktiv verstrahlte – Uranzentrifugen zu errichten sowie ein „Reststoffbearbeitungszentrum“, unter anderem für diese Uranzentrifugen. Die Atomkraftgegner:innen wollen u. a. wissen, welche atomrechtlichen Genehmigungsschritte für diese Bauten notwendig sind und wieweit der Antragsprozess schon fortgeschritten ist. Urenco hatte Mitte August vor dem Bauausschuss der Stadt Gronau erstmals über diese Pläne berichtet. Das Aktionsbündnis will auch wissen, wie es mit der sicheren Entsorgung der mehreren Tausend Tonnen Uranabfälle weitergeht, die jedes Jahr im Betrieb anfallen. Dazu gibt es bislang nichtmal im Ansatz ein tragfähiges Konzept – bislang wurde nur der verantwortunglose Uranmüllexport nach Russland verfolgt.

Auch fordern die Münsterlander Anti-Atomkraft-Initiativen noch immer Aufklärung dazu, ob ein Uranfass aus der Gronauer Urananreicherungsanlage bei dem tödlichen Unfall in der russischen Atomfabrik Novouralsk im Juli beteiligt war. Damals war ein Fass mit Uranhexafluorid explodiert – ein Mitarbeiter war bei dem Unfall verstorben, bis zu 100 weitere kamen in ein Krankenhaus. Urenco hatte von 1995 bis 2020 mehrere Zehntausend Tonnen abgereichertes Uranhexafluorid von Gronau nach Russland exportiert, u. a. nach Novouralsk. Offiziell dienten die Exporte zur Wiederanreicherung, nach Einschätzung von russischen Umweltschutz-Organisationen jedoch nur zur Endlagerung. Ein Rechtsgutachten der grünen Bundestagsfraktion hatte 2020 zudem festgestellt, dass die Uranexporte aus Gronau nach 2014 gegen die EU-Sanktionen in Zusammenhang mit der russischen Krim-Annektion verstießen.

Das Bundesumweltministerium hatte Mitte August auf Anfrage mitgeteilt, man habe „keine Kenntnisse“ zum „genauen Hergang des Zwischenfalls“. Eine Antwort des NRW-Wirtschaftsministeriums steht noch aus. In der Gronauer Lokalausgabe der Westfälischen Nachrichten vom 31. August ging ein Urenco-Sprecher noch darüber hinaus: Er sagte, „dass das, was in Russland geschehe, nicht mehr in der Hand von Urenco liege bzw. sich der Kenntnis der Gruppe entziehe“.

Dies ist ein klarer Widerspruch zu früheren Aussagen. Denn wenn tatsächlich eine Wiederanreicherung geplant war, dann müssten die verwendeten Uranfässer aus Gronau eines Tages wieder ins Münsterland zurückkehren. Nur wer diese Rückkehr gar nicht wünscht oder anvisiert hat, kann ein derartiges Desinteresse am Verbleib der eigenen Uranfässer aufbringen.

Urenco lehnt jede Mitverantwortung für den Verbleib der eigenen Uranabfälle in Russland ab. Das bedeutet schlicht „aus den Augen, aus dem Sinn“. Wer so sorglos mit seinen radioaktiven Hinterlassenschaften umgeht, sollte Wörter wie „Nachhaltigkeit“ nicht in den Mund nehmen. Urenco sitzt mit der Urananreicherung in einem Flugzeug, für deren radioaktive Abfälle es noch immer keine sichere Landebahn gibt. Eine solche Atomanlage darf deshalb nicht länger in Betrieb sein – die Stilllegung der UAA Gronau ist heute mehr denn je wichtig, um endlich den atomaren Kreislauf zu durchbrechen und die notwendigen Investitionen in die Erneuerbaren voranzubringen.

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