Wende im Castor-Streit? Keine Erdbebengefahr mehr für Jülicher Castorlager

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Landesregierung könnte Räumungsanordnung nun aufheben

Montag, 6.11., Proteste in Jülich u. Ahaus gegen Castor-Probetransport

Bei einem Gespräch mit Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbänden teilte NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur mit, dass in Bezug auf die Lagerung der 152 Castorbehälter mit 300 000 hochradioaktiven Brennelementen im Jülicher Zwischenlager der Punkt Erdbebengefahr als Verfahrenshindernis anscheinend ausgeräumt werden konnte. Das hatte zuvor auch das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) mitgeteilt. Damit entfällt der Hauptgrund, warum 2014 die unverzügliche Räumung des Jülicher Zwischenlagers angeordnet worden war. Die Anordnung durch die NRW-Atomaufsicht diente vor allem als vorrangiges Argument für den Abtransport der 152 Castoren von Jülich nach Ahaus. Diese gefährlichen Castor-Transporte quer durch NRW haben nun noch weniger als bisher eine Berechtigung. Nach Ansicht der Anti-Atomkraft-Initiativen kann die zuständige NRW- Wirtschaftsministerin Mona Neubaur nunmehr die bisherige Räumungsanordnung aufheben und sich stattdessen ganz auf den Neubau eines Castor-Lagers in Jülich konzentrieren.

Die Gutachten zeigen, dass eine kurzfristige Ertüchtigung des bestehenden Jülicher Castor-Lagers und eine langfristige Lagerung in einem möglichst sicheren Zwischenlager-Neubau möglich sind. Unklar ist allerdings noch, wie weit der Genehmigungs-Prozess für den kurzfristigen Weiterbetrieb des Jülicher Zwischenlagers vorangeschritten ist, welche weiteren Unterlagen immer noch nicht von der Jülicher Gesellschaft für Entsorgung von Nuklearanlagen (JEN) eingereicht wurden.

Die JEN ist nur auf den widersinnigen und gefährlichen Abtransport der Castoren nach Ahaus fokussiert ist. Der Neubau eines Zwischenlagers in Jülich wird seit über 10 Jahren hintertrieben und verzögert. Die Verantwortung für die langfristige Lagerung und Vorbereitung des Atommülls für die Endlagerung muss bei den Verursachern in Jülich verbleiben! Deshalb gehen wir am kommenden Montag um 17 Uhr in Ahaus und um 19 Uhr in Jülich erneut mit Mahnwachen auf die Straße.

Wie das BASE der Anti-Atomkraft-Organisation .ausgestrahlt vergangene Woche auf Anfrage mitteilte, ist man bereits 2022 zu der Erkenntnis gekommen, dass die Erdbebensicherheit entgegen früherer Annahmen doch gegeben sei. Es ist schier unglaublich mit welcher unverantwortlichen Verschleppungstaktik die JEN seit über zehn Jahren die sichere Lagerung ihres Atommülls boykottiert. Das alles passiert unter den Augen zweier Bundesministerien und eines NRW-Landesministeriums, die Teil des dortigen Aufsichtsrates sind. Selbst nach der Mitteilung des BASE an die JEN 2022, dass die Erdbebensicherheit wohl doch gegeben ist, arbeitet die JEN nicht ausreichend daran, den genehmigungslosen Zustand des bestehenden Zwischenlagers zu beenden. Immer noch fehlen der BASE angemahnte Unterlagen von der JEN. Die NRW-Landesregierung muss dringend Verantwortung im Aufsichtsrat übernehmen, nicht zuletzt um die Aussagen ihres Koalitionsvertrages zur Verhinderung unnötiger Atommüll-Transporte zu erfüllen. Ihrer Aufsichtsrolle gerecht werden müssen auch die drei Bundesministerien, für Umwelt, für Finanzen und für Forschung, die die Option der weiteren Lagerung in Jülich bislang beharrlich ignorieren.

Es muss hier endlich um langfristige, maximale Sicherheit für den hochbrisanten Atommüll gehen – denn auch das Ahauser Zwischenlager hat nur eine Genehmigung bis 2036 und entspricht nicht mehr dem Stand von Wissenschaft und Technik! Castortransporte nach Ahaus führen also zu einem ähnlichen Desaster wie jetzt in Jülich.

Die Mahnwachen in Jülich und Ahaus finden am kommenden Montag, 6. November, um 19 Uhr vor dem Forschungszentrum in Jülich und um 17 Uhr am Kreisverkehr Kurt-Schumacher-Ring/Tobit in Ahaus statt. Anlass ist der ab dem 6. November angekündigte 2. Probe-Castortransport von Jülich nach Ahaus mit einem kompletten Leer-Castor.

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